Kunst und Kultur haben als Wirtschaftsgüter einen sowohl privaten als auch öffentlichen Charakter. Kultur soll das Leben abwechslungsreicher, unterhaltender und spannender machen. Das kostet auch Geld. Früher hätte man aber im Zusammenhang mit Kunst kaum von einer ganzen Industrie oder Branche gesprochen. Heute dagegen ist die Kultur- und Kreativwirtschaft einem wirtschaftlichen und damit auch für ihre Standorte bedeutsamen Wandel unterworfen. Mit der Vernetzung von Standortfaktoren im System einer Standortbilanz wird eine jedermann verständliche Kommunikationsplattform angeboten, über die unterschiedlichste Personen mit unterschiedlichsten Hintergründen und Interessen Kontakte herstellen und nachvollziehbare Entscheidungen vorbereitet werden können. Gleichzeitig kann damit eine Bewertungssystematik unterlegt werden, mit der auch sogenannte „weiche“, d.h. qualitative Standortfaktoren wie vor allem die der Kultur- und Kreativwirtschaft erfasst werden können. Somit wird eine Verständigungsbrücke zu schöpferisch-kreativ-orientierten Denkweisen von Kunst- und Kulturschaffenden gebaut. Neue Möglichkeiten werden eröffnet, zwischen den oftmals hermetisch abgeschotteten Strukturen von Kultur, Wirtschaft und Wirtschaftsförderung Verkrustungen aufzubrechen sowie die Kommunikation und das gegenseitige Verständnis zu verbessern. Es kommt darauf an zu erkennen, an welchen Stellen sich positive Hebeleffekte nutzen lassen und welches Positions- und Wirkungsfeld man der Kreativwirtschaft im Potentialbild des Gesamt-Standortes einräumt.
Der Wandel macht vor dem Kulturbetrieb nicht halt, sondern beurteilt diesen mehr und mehr auch nach wirtschaftlichen Kriterien. Wenn man Rechenschaft über die Verwendung von Fördergeldern fordert, so bezieht man sich dabei aber im Wesentlichen auf Zahlen und nicht auf Werte. Letztlich läuft es darauf hinaus: nur was in der Kultur- und Kreativwirtschaft Kunden findet, kann auch umgesetzt und produziert werden. Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist als eigenständiges Wirtschaftsfeld eine wichtige Triebfeder für die wirtschaftliche Entwicklung eines Standortes. Das nahezu unerschöpfliche Innovationspotential dieses facettenreichen Branchenkomplexes trägt wesentlich dazu bei, die Dynamik des Standortes in Gang zu halten. Um aber die Vielzahl, Stärke und Dauer wechselseitiger Beziehungen zwischen Standort und Kultur- und Kreativwirtschaft wenigstens ansatzweise erfassen zu können, werden Instrumente benötigt, mit denen man das Geschehen in seiner ganzen Dynamik systematischer ausleuchten kann. Es gilt mit dem Mangel aufzuräumen, dass keinerlei aussagekräftige Bilanzen für die Image-, Unterhaltungs-, Lebensqualität-, Wissens- und nicht zuletzt auch Finanzeffekte verfügbar sind, die von der Kultur- und Kreativwirtschaft für Standorte und deren Wirtschaft erzeugt.
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