Jedermann, der sich näher mit Wissensbilanzen beschäftigt, ist angetan von der Eleganz und durchgängigen Logik der hier
verwendeten Konzepte. Damit stellt sich die Frage, warum in der täglichen Praxis solche Wissensbilanzen nur zögerlich oder überhaupt nicht eingesetzt werden? Obwohl
Wissensbilanzen als Instrument zur systematischen Erfassung und Bewertung immaterieller Werte überzeugend sind. Ursachenforschung:
Mangelndes Bewusstsein
und Verständnis
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Viele
Entscheidungsträger sind sich der Existenz und des Nutzens von Wissensbilanzen nicht bewusst.
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Es
fehlt an konkreten Erfolgsbeispielen, die den Mehrwert belegen.
Dominanz
traditioneller Kennzahlen
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In
vielen Unternehmen und Institutionen dominiert nach wie vor eine finanzielle Berichtslogik.
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„Was
sich nicht in Euro messen lässt, existiert nicht“ – dieser Denkansatz verhindert oft die systematische Nutzung von Wissensbilanzen.
Komplexität und
Implementierungsaufwand
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Die
Erhebung, Strukturierung und Analyse immaterieller Werte ist anspruchsvoll.
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Es
fehlt oft an standardisierten Methoden und einfachen Tools zur Umsetzung.
Kurzfristige
Denkmuster in der Führung
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Wissensbilanzen
entfalten ihren Wert vor allem langfristig, doch viele Unternehmen und öffentliche Institutionen agieren mit einem Fokus auf kurzfristige Erfolge.
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In
dynamischen Märkten fehlt häufig der strategische Atem, um Wissensbilanzen konsequent zu nutzen.
Mangelnde Integration
in bestehende Managementsysteme
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Wissensbilanzen
werden oft als „zusätzlicher Aufwand“ wahrgenommen und nicht in bestehende Steuerungsinstrumente eingebettet.
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Ohne
klare Verbindung zu strategischen Entscheidungsprozessen fehlt die Akzeptanz.
Fehlender
regulatorischer Druck
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Während
finanzielle Berichterstattung gesetzlich vorgeschrieben ist, gibt es für Wissensbilanzen kaum verbindliche Standards oder Anreize.
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Unternehmen setzen
daher oft auf das Nötigste – und das sind meist klassische Bilanzkennzahlen.
Damit
Wissensbilanzen in der Praxis breiter eingesetzt werden, braucht es mehr Bewusstsein, einfachere Methoden, eine bessere Integration in Managementsysteme und stärkere Anreize. Erst wenn
Unternehmen erkennen, dass ihr immaterielles Kapital der
Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg ist, werden sie Wissensbilanzen nicht mehr als optional, sondern als essenziell betrachten.
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