Das Fliegen etwas mit Freiheit und Befreiung zu tun hat, war schon den Menschen früherer Epochen klar. Doch haben Freiheit und Befreiung ebenso etwas mit dem Malen zu tun. Die Blumen auf vielen Bildern von Ernst Becker wurden gewissermaßen real, ebenso wie die Konfrontation mit seiner Kunst auf einmal einen physischen Charakter annahm. Er integrierte Alltagsgegenstände und Fotografien in seine Bilder, die Realität setzte sich im Akt des Malens fort: Bilder in Zeit und Raum, eine Haltung von Freiheit und Befreiung. Die Fotografie diente als Impulsgeber für Gemaltes. Ernst Becker blieb jedoch immer in seinen ureigenen Möglichkeiten verhaftet und bediente sich bewusst der Vorteile, die der Gebrauch einer Kamera mit sich bringt: die Dokumentation mit tiefenscharfen Details. Sein Blick bleibt neutral, sachlich, gleichmäßig die Zentralperspektive einnehmend. Gegenstände werden nicht in Szene gesetzt, sondern gezeigt, wie sie als individuelle Objekte doch Zeugnisse einer Welt sind. Der Verzicht auf eigenwillige Blickwinkel oder andere Verfremdungen, die Konzentration auf die Wiedergabe der Dinge entsprechen dem fotografischen Verständnis eines Fliegers. Die Wahrheit sucht er in der Ruhe, in der Wiederholung, in den dauerhaften Phänomenen. So dachte der Flieger seine Pinselarbeit als potentiell endlos nach allen Seiten weiterführbare Tätigkeit. Die Subjektivität von Ernst Becker stand über allen Normen und Zwängen, eben als Fortführung der Freiheit des Fliegens. Becker schuf Bilder, deren Farbe er bearbeitete wie Wind und Wetter den Boden, die Erde, das Gestein. Bilder, die er mit Farbe vollspachtelte, um in ihr mit dem Pinsel und Finger zu schürfen, Formationen aufzutürmen, Krater und Spalten in sie hinein zu kratzen. Wie in Gesteinsformationen schuf Becker aus Baumwurzeln Gesichter aus einer Märchenwelt, Dinge und Muster die er in alltäglichen Gegenständen zu erkennen vermochte.